Ja! zum E-Positiv

Positiver Dialog: es ist "e" alles gesagt

Walcker-Positiv "E" in Ottersberg

In den letzten Tagen und Wochen, in diesem Fall sogar eines Jahres, mehren sich Stimmen, welche die Gegen-Entwicklung zu den Walcker-Positiven gründlich kritisieren. Wir hören Rufe, die ähnlich denen klingen, die man ab 1970 vernahm, als die Orgelbewegung endlich ihren Abschluss fand. Damals ging es um das Verlustigwerden der Spätromantik, die ganz allgemein nach dem II.WK verteufelt wurde. Heute geht es um "die letzte Stilbildung im Deutschen Orgelbau" in der Zeit von 1950 bis 1970, die nur in wenigen Orgelwerken, aber gerade nicht in den Serienpositiven ihre Bewertungen findet. Hier eine Meinung, die diesem Manko Abhilfe schafft und sich eindeutig zum "Positiv E" bekennt. Wie alles, das gegen den "mainstream" sich richtet, wird sich auch hier sehr bald die Kehre einrichten.

Lieber Herr Walcker,
ich freue mich Tag für Tag und mehr und mehr an Ihrer “E”-Orgel (um den Begriff E-Positiv vermeiden zu können, es hat natürlich nichts mit der Elektronischen zu tun. Anm. gwm), die in völlig unaufdringlicher Vornehmheit und in minimalsten Maßen wahre Größe zeigt. Größe in ihrer nicht besser zu denkenden Disposition, Größe in einem fast mehr gefühlten, geahnten als banal realen Klang. Sie zeigt da eine Qualität, die so sehr vergangen ist, daß heute anscheinend nicht einmal mehr die Organe im Menschen ausgebildet zu sein scheinen, die Derartiges wahrnehmen könnten.
Meines Erachtens steht dieser Kleinorgeltyp E8 für den Höhe- und Endpunkt einer orgelbaulichen Entwicklung, die vielleicht eine Synthese aller vorangegangenen Errungenschaften auf diesem Gebiet in sich trägt.
Ihr Bericht über die Orgel in Innsbruck hat mich bewegt. Ich meine, es wäre überaus wichtig, die Instrumente jener letzten Glanzzeit des Orgelbaus endlich fundiert zu beschreiben, v.a. auch den Weg dorthin und die Gedanken, die hinter Dispositionen, Mensuren, Klängen, haben stehen müssen.
Ich beobachte eine ähnliche Klanglichkeit bei den modernen Cembali dieser Zeit, vornehmlich den großen Neupert-Instrumenten der späten 60er Jahre, die genau wie die Walcker-Orgeln damals einen fein-romantisch-atmosphärischen Klang haben, fast melancholisch, als hätten sie gewußt, daß alles in plattem Realismus niedergemacht würde. Aus meiner Sicht drängt eine umfassende Aufarbeitung dieser heute meistgehassten Phase im Orgel- wie im Cembalobau mehr als alles andere auf dem Gebiet! Und sie sind wohl der Letzte, der da noch die Quellen, das Wissen und die Einstellung dazu hat.
In diesem Sinn die herzlichsten Grüße aus Ottersberg!
Ihr Johannes Kaußler

Lieber Herr Walcker,
es gibt wenig, was mir so am Herzen liegt, wie diese wunderbaren Instrumente, die ich seit meiner Kindheit liebe und die momentan kaum Chancen auf Überleben haben. Mein Traum wäre, den Raum (samt Geld) zu haben, einmal eine Orgel der Größe von Innsbruck nach und nach für mich zu restaurieren.
Aus meiner Sicht scheint es wirklich so zu sein, daß Sie wie kein anderer den Zugang zu Informationen haben, die es ermöglichen würden, den Weg hin zu und die klangliche wie technische Konzeption jener Orgeln wissenschaftlich darzustellen. Sie haben mit der organologischen Ausrichtung Ihrer Firma in der Vergangenheit die besten Voraussetzungen und geradezu die moralische Verpflichtung, Ihre (unsere) Erkenntnis des einmaligen historischen Wertes jener Epoche kompetent und umfassend zu dokumentieren inklusive des Kleinorgelkonzeptes, das gerade und nur aus diesem “Stil” heraus so überzeugend und für sich stehend hat entstehen können. Meine E8-Orgel hat so gesehen nichts zu tun mit den Positiven der 30er Jahre. Sie ist erst aus den klanglichen Möglichkeiten der 60er Jahre heraus denkbar.
Ich empfinde es als fast tragisch, daß bei Walcker wie bei Neupert auffallend parallel eine hochentwickelte, aus den Möglichkeiten des 20.Jh. organisch herausgewachsene Klang-Ästhetik dem dauerhaften Unverständnis und Vergessen anheimzufallen droht. Für mich ist das entscheidende Erbe Ihrer Familie DIESER Orgeltyp. Denn in dieser Zeit war Ihre Firma so potent und tonangebend wie wohl nie zuvor. Soll diese Leistung als ein kapitaler Verfall und Irrtum in die Geschichte eingehen?
Wie immer mit herzlichen Grüßen aus dem Norden
Ihr “Fan” Johannes Kaußler

Walcker E-Positiv in Bauhaus-Optik

Diese Orgelgestalt einer Walcker-Orgel aus 1958 fanden wir in Hau, St. Antonius.
Manual I (C-g3)
Gedeckt 8
Prinzipal 4
Mixtur 2-3f
Sesquialtera 2f
Manual II
Gemshorn 8
Rohrflöte 4
Prinzipal 2
Quinte 1 1/3
Pedal (C-f1)
Subbaß 16
Choralbaß 4
Trompete 8

Walcker Positiv E mit Ambitionen

An diesem interessanten Positiv hatte ich Gelegenheit in den letzten 3 Tagen zu arbeiten. Es befindet sich in einem schönen Landhaus nahe Bremen.
Das Besondere an diesem Örgelchen ist eigentlich sein Besitzer, der mit großem Engagement alle Feinheiten, die möglich sind, aus diesem Instrument herausholt.
So konnten wir feststellen, dass sich die Vallotti-Stimmung gut für diese Orgel eignet, da die Terzen und andere Intervalle bei der gleichstufigen Temperatur unangenehm werden können. Denn hier haben wir die Aliquoten in unmittelbarer Nähe, noch dazu mit eng mensurierten und recht weit labierten Prinzipalpfeifen.
Ein gemässigt intonierter Prinzipal 4 gab der ganzen Orgel einen schönen Glanz, während der ungewöhnliche Oktavbaß 8 etwas angehoben werden musste und wärmendes Bassgefühl aufkommen lässt. Eine neue Positiv-Erfahrung, die ich nicht missen möchte. gewalcker@t-online.de
I.Manual C-g''' Gedeckt 8, Prinzipal 4, Sesquialter 2f ab b, Mixtur 2-3f 2/3 - II.Man. Gemshorn 8, Rohrflöte 4, Oktave 2, Quinte 1 1/3' - Pedal C-f' Subbaß 16, Oktavbaß 8, Choralbaß 4 .

Walcker-Kleinorgeln 1940-1974

Mit diesem Artikel wollen wir eine Übersicht über die viel- oder einfältigen Entwicklungen der Walcker-Kleinorgeln im Zeitfenster 1940-1974 dokumentieren. Hierzu gibt es sehr viele Anfragen bei uns, welche im Vorfeld über diesen Text und die nachfolgenden Bilder geklärt werden können. (kompletter Artikel mit Bildern der Orgeln als PDF [1260 KB] )
Das Positiv war die Grundidee der 1950er und 1960er Jahre und selbst große Orgeln hatten "Positiv-Seele" mit zugeschnürter Mensur. Die Deutschen waren vorübergehend vom "Großen" (Faust:Unendlicher Raum und Ewigkeit) geheilt und widmeten sich vermehrt dem "Kleinen". Heute sind sie bekanntlich beim "Mikroskopischen", dem Digitalen angekommen. Der komplette Artikel auf Walcker.com Magazin
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