Oscar Walcker (1869-1948)

Der Sohn Friedrich Walckers, Oscar, wurde bereits 1900 mit in die Firmenleitung herangezogen. Nach dem Tode Carl Walckers war Oscar Mitinhaber mit Eberhard Walcker. Ab 1916 auch Inhaber der Firma Sauer in Frankfurt /Oder. Durch seine Freundschaft mit Emile Rupp wurde er früh an die Reformbewegungen im deutschsprachigem Raum herangeführt. Seine erste Orgel die nach elsässischer Reform gebaut wurde war die Orgel in Reinoldi, Dortmund. Nach dem ersten Weltkrieg baute er in Zusammenwirken mit Gurlitt die Praetorius-Orgel nach Freiburg.

Bilder Oscar Walcker

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Brief Gurlitt's an Oscar Walcker 1922

Freiburg i.Br. 3.Sept. 1922 Universität

Sehr verehrter Herr Doctor !

Paul Hindemith, der geniale Konzertmeister der Frankfurter Oper, vielleicht der beste und zukunftvollste unter den zeitgenössischen Komponisten, dessen Werke auf den letzten beiden Musikfesten in Donaueschingen u. Salzburg den Sieg davongetragen haben, schreibt mir soeben, dass ihn unsere Nachricht von der Oskalyd - Orgel ausserordentlich interessiert habe, und er, um sie zu hören, unbedingt nach Berlin fahren werde, jedoch sei es ihm leider vor dem 12.Oktober nicht möglich. Es scheint mir nun in Interesse Ihrer Sache von höchstem Wert, dass Hindemith das Instrument unter den günstigsten Umständen zu hören und zu sehen bekommt, und es gleich in seine neuesten Werke einfügt. Damit ist dem Oskalyd ein starker Erfolg auch in der zeitgenössischen Kunstmusik gesichert. Ich schrieb an Hindemith soeben noch in diesem Sinn; vielleicht dass wir beide mit ihm nach Berlin fahren, um alles Weitere ihm mündlich zu erzählen. Ich weiss nicht, ob Sie die Bedeutung eines Eintretens Paul Hindemith's für Ihre Erfindung (in Wort und Werk) schon in Ihrer ganzen Tragweite übersehen können : es ist der kommende Mann !! - Auch Holtschneider schrieb mir kürzlich, er werde, wenn irgend möglich, zusammen mit Middelschulte nach Freiburg kommen. Welte hat gleichfalls an Middelschulte geschrieben und ihn auf seiner Orgel zu spielen eingeladen. Prof. W. Gurlitt

Oscar Walcker "Organola"

Leseprobe aus dem Kapitel "Organola und Oskalyd"

Zwei Wörter und Begriffe, die mir wohl als "Sündenfall auf dem Gebiet der Orgelbaukunst " angekreidet werden. Weil ich das weiß, möchte ich diese Dinge hier nicht übergehen.

Organola

Ich habe schon mehrfach ausgeführt, dass ich mich um die Jahrhundertwende monatelang in Schottland aufhielt und dass sich in diesem Lande damals eine lebhafte Orgelkonjunktur entwickelte. Die freien Kirchen hatten damals keine Instrumente in ihren Gotteshäusern, ihre a-capella Chöre bestritten den musikalischen Teil des Gottesdienstes. Die Zeit war nun gekommen, dass diese Gemeinden ihren einstigen Standpunkt aufgaben und sich anschickten, die Orgel in ihren Kirchen einzuführen. Die Neuyorker Casson-Company hatte in Glasgow eine rührige Vertretung gefunden, die kleine Orgeln mit Selbstspielapparaten einführte, so dass mir von meinen schottischen Freunden nahegelegt wurde, doch auch einen

Selbstspielapparat zu konstruieren, um mit den Amerikanern konkurrieren zu können. Nach Hause zurückgekehrt, ging ich sofort ans Werk und konnte bald schon das erste Instrument mit Selbstspiel apparat, den ich ,,0rganola" taufte, nach Glasgow liefern. Die wichtige Notenrollenfrage wurde in einfachster Weise dadurch gelöst, da6 Tonumfang und Teilung des Apparates den Rollen der Aeolian-Compagnie angepasst wurden. Ein reichhaltiger Katalog stand zur Verfügung, wonach die Notenrollen ohne weiteres in den einschlägigen Geschäften gekauft werden konnten.
Die mechanischen Musikwerke hatten ihren Siegeszug angetreten. Eine amerikanische Firma brachte ein technisch und klanglich hochstehendes selbstspielendes Harmonium, ;,0rchestrelle" genannt, auf den Markt. Für die Klaviere baute die Aeolian-Compagnie als Vorsatzinstrument das ,,Pianola", das weiteste Verbreitung fand. Die Firma Hupfeld in Leipzig nannte ihren Apparat ,,Phonola". Später wurde der Selbstspleler in die Klaviere eingebaut. Schließlich hatte jede Klavierfirma ihre eigenen Instrumente mit eingebauten Apparaten.

Der Begründer der Firma Welte & Sohne in Freiburg im Breisgau, der aus Vöhrenbach im Schwarzwald gebürtige Spieluhrmacher Michael Welte, hatte im Jahre 1845 das erste große

selbsttätige Orgelwerk erfunden, das er ,,0rchestrion" nannte. Von weiterer Bedeutung wurde das 1904 von der Firma herausgebrachte Reproduktionsklavier ,,Welte-Mignon" mit von Künstlern bespielten Notenrollen. Eine geniale Erfindung dieser Firma ermöglichte weiterhin, das Orgelspiel un-mittelbar mit allen Feinheiten der Phrasierung und Registrierung, sowie des Tempos auf Rollen aufzunehmen. Diese selbstspielende ,,Welte-Philharmonie" (1913) war ein Wunderwerk der Technik. Die bedeutendsten Organisten kamen nach Freiburg, um die Rollen zu bespielen. Namen wie Karl Straube, Max Reger, Alfred Sittard, Walter Fischer, Gustav Knak, Gunther Ramin, Karl Matthais, Arno Landmann, Franz Philipp, Enrico Bossi, Joseph Bonnet, Edwin-Henry Lemare, Eugene Gigout und andere mehr glänzten im Notenkatalog von "Welte. Es ist vielleicht einer späteren Zeit vorbehalten, auf diesen Rollen die Interpretationskunst dieser Männer, nachdem sie langst von uns gegangen sind, wieder lebendig werden zu lassen und zu studieren.

Die Selbstspielapparate blieben aber nicht nur auf die Tasteninstrumente beschrankt. Zum erstenmal stellte die auf diesem Gebiet führende Leipziger Firma Hupfeld auf der Weltausstellung in Brüssel im Jahre 1910 selbstspielende Geigen aus, die in der deutschen Abteilung geradezu eine Sensation hervorriefen. Über einem rotierenden Geigenbogen waren Violinen angeordnet, deren Saiten, an diesen Bogen herangeführt, zum Erklingen gebracht wurden. Die Fingergriffe waren durch fein gesteuerte Tasten ersetzt. Wie bei einer von der Hand gespielten Geige war Vibrieren und Modulieren des Tones möglich. Das Ganze war ein ungemein........

Weitere Kapitel sind:
Kindheit und Lebensberuf
Rom, Academina Santa Cecilia 1894
St. Annen on sea (England), 1894
Rom, St. Peter, 1895
Bilbao (Spanien) 1895
Elorrio (Spanien) 1895
Fere-Champenoise (Bessarabien), 1895
Straßburg 1897
Glasgow, 1898
Alexandrien, 1901
Dortmund, Reinoldikirche, 1909
Bukarest 1911
Agram 1912
Hamburg, Michaeliskirche 1912
Organola und Oskalyd
Freiburg, Praetoriusorgel 1921
Reval 1923
Stockholm. Stadthaus 1924
Oslo, Dom 1929
Amerika 1925
Niederwangen und Balderschwang 1926
Barcelona, Weltausstellung 1929
Kufstein, Heldenorgel 1931
Barcelona, Luftreise 1935
Sofia 1936
Bukarest 1939
Aquincum 1939
Erlebnisse in der Heimat

über "Oscars Erinnerungen"

Soeben lege ich das Buch wieder zur Seite, welches ich nun zum dritten Male in meinem Leben gelesen habe und ich denke mir, welch ein reiches Schaffen ist hier vollbracht, wieviel Glück und wieviel Freude konnte dieser Mann erleben, aber auch viel Leid musste er durchstehen in den letzten Tagen, von denen er aber leider viel zu wenig berichtete.
Für den Orgelbauer, der sich nun anschickt die Instrumente aus dieser Zeit des Oscar Walcker zu restaurieren und zu bewundern oder zu kritisieren ist dieses Buch einfach eine Pflichtlektüre. Es behandelt elementare Zusammenhänge und die eigensinnige Darstellungsweise meines Urgroßvaters in seinem "holzigen" Schreibstil ist eher dazu angebracht Lesefreude aufkommen zu lassen, als abgestoßen zu werden. Stellenweise fühle ich mich an Stefan Zweig "die Welt von gestern" oder Thomas Mann "Die Buddenbrocks" erinnert, wo die Sorglosigkeit, die Ordnung der Bürgerlichkeit vor dem ersten Weltkrieg so unerschüttert die Menschen in ihrer Gewalt hatte, da war noch kein Gedanke an Krieg und Ausschwitz.
Die eiserenen Kindheitstage werden nun dort ebenso penibel erzählt wie die Bewirtung in Bessarabien bei

Oscar Walcker siebter Ehrenbürger der Stadt

Ludwigsburg, dann gab es noch Herrn Dr. Albert Sting, der als 8ter Ehrenbürger geehrt wurde und nun will man dem ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler die Ehrenbürgerschaft verleihen, der die Barockstadt als seine Heimatstadt erkoren hat. Damit würde sich auch Oscar Walcker anfreunden: im Kreise von neun hervorragenden Honoratioren in der Barockstadt geehrt zu sein. Wie man von der Ludwigsburger Kreiszeitung verkündet, soll die Ehrenbürgschaft an Köhler schon im Mai 2011 vergeben werden.

Oscar Walcker-Schule am Tag der Namesgebung

Oscar Walcker Hugo Körtzingerf