Op 4465 Bad Vilbel, Christuskirche
Vor wenigen Wochen ist sie fertig gestellt worden, die neuausgerichtete "Walcker-Orgel" von Glatter-Götz in der Christuskirche Bad Vilbel, da hagelt es auch schon gewaltige Kritiken von Gemeindemitglieder und ehemaligen Geistlichen:
Seit ca. einem Jahr lese ich neuerdings - früher wurde kein Namen genannt- immer wieder von der alten neuen Walcker-Orgel in der Ev. Christuskirche Bad Vilbel, die 2013 "restauriert" sein soll. Darf diese Orgel noch Walcker-Orgel genannt werden? Muss nicht die computerisierte, neu intonierte, mit weiteren Registern im Klang veränderte und mit einem nicht am Original orientierten elektronischen Spieltisch versehene Orgel nun den Namen der Computerspezialisten tragen, die das gemacht haben? Auf wen fallen in Zukunft ideologisch Schäden und Reparaturen?
Ich habe in meiner langen Tätigkeit als Pfarrer und Dekan mit vielen Orgeln zu tun gehabt. die Orgeln lagen mir sehr am Herzen, insbesondere durch eine Einführung in den Orgelbau der Walckerorgeln Mitte der 50er Jahre in ihrem Werk in Ludwigsburg als Sängerknabe der Laubacher Kantorei. Im Beruf als Pfarrer und Dekan stand mir bei Orgelsanierungen historisch verpflichtet der Erhalt der Herkunft der Orgel im Vordergrund. Da die Wartungsverträge meistens in der Hand der Erbauer lag, war das in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Orgelsachverständigen auch nicht schwer. (...) RK Bad Vilbel, 24.03.2015
Grund für die Aufregung war nicht der gewaltig überzogene Rahmen des Kostenanschlages, der ursprünglich auf 180.000,-- zu stehen kam, dann aber mit 213.000,-- die prallen Kassen der übersatten Kirchen anrempelte. Nein, Motiv war, die Bewahrung der unter dem Namen "Walcker" vorgefundenen Orgelkultur der 60er Jahre, die man als geschlossenen Kosmos erkannte. Alles Dinge, die unseren heutigen Kulturbanausen gleichgültig sind, weil sie in ihrem reduzierten Horizont etwas zusammenschnüren wollen, das es garnicht gibt: eine Synthese romantischer Orgel mit denen der Nachkriegszeit.
Die Beliebigkeiten im Gebrauch von Begriffen und Stilbezeichnungen (Bach-,Reger-, Walcker-, Silbermann-Orgel, "Lust auf Klang") hat in unseren Kirchen längst zu einem trivialen Sprachgebrauch geführt, der in nichts mehr dem der Werbung unterscheidet. Die Kirchen, früher Schmiede aller Rhetorik, vor hundert Jahren noch an strenger Philologie orientiert, mutiert zu einem Marktplatz der "Barbarismen", wo Mutmaßungen und Gerüchte das Hauptgeschäft sind. Da noch "Glauben" zu finden, ringt uns höchstens ein müdes Lächeln ab.
I.Manual C.g''' 1 Prinzipal 8 2 Rohrflöte 8 3 Oktave 4 4 Spillflöte 4 5 Waldflöte 2 6 Mixtur 4-6f 7 Trompete 8 II/I III/I |
II.Manual 8 Holzgedackt 8 9 Prinzipal 4 10 Koppelflöte 4 11 Rohrnasat 2 2/3 12 Terz 1 3/5 13 Sifflöte 1 14 Zimbel 3f Tremulant III/II |
III.Manual 15 Quintade 8 16 Kleingedackt 4 17 Prinzipal 2 18 Blockflöte 2 19 Scharff 3-4f 20 Rankett 16 21 Regal 8 Tremulant |
Pedal C-f' 22 Subbaß 16 23 Oktavbaß 8 24 Gemshorn 8 25 Flöte 4 26 Nachthorn 2 27 Mixtur 5f 28 Posaune 16 29 Schalmei 4 I/P II/P III/P |