nach der Aufklärung die Abklärung und andere Weish

nach der Aufklärung, die Abklärung

Beinahe jede Woche einmal kommt von irgendwo ein Stimmlein daher und fragt: "wo gibts denn die Informationen über Taschenladen?" Auf keiner Seite weltweit ist das Phänomen der Taschenlade besser beschrieben. Schon etwas mehr ideologiebehaftet ist. Aber das lassen wir als gewachsene Substanz so stehen. Aus zeitlicher Ferne sieht man solches Schrifttum wie einst Abraham seinem ungezogenem Bengel hinterher und denkt:"hoffentlich liest es keiner." Vom Verbrennen redet keiner mehr. Heute, im abgeklärten Zustande würde ich ohnehin keine derartige Schreibe mehr loslassen. Alles was im Orgelbau geschrieben wird und nicht unmittelbar geschäftlichen Interessen dient, wird grundsätzlich verdächtig behandelt. "Schuldig" wird da schnell gemauschelt. Man überlege nur: diese ganzen Orgel-Sarrazenen, die ihr unverdautens Zeug dem sittenstrengen Orglertum aufdrängen und für prächtig herausgeputztes Scheinwissen verantwortlich sind. Man sehe nur die Pervertierung auf unseren Orgelforen, wo Begriffe hin und hergeschoben werden. Keiner musiziert da mehr. Alles unnötig. Wie uns die Wahlen in USA zeigen, sind wir ohnehin wieder auf dem richtigen Weg. Hier in Rom würfelt man bereits um die Ausgestaltung des neuen Hexenhammers. Wie sagte doch Oswald Spengler so schön: "Kulturen die zugrunde gehen, sind zu allem fähig." (ich weiß nicht, ob er es gesagt hat, aber er hätte es sagen sollen! Der Verf.)

Es werden immer noch gut funktionierende Orgeln auf den Müll geworfen und neue bestellt, damit die C-Organistin endlich mit der Pastorale in E-Dur von Cesar Franck vor der Gemeinde aufglänzen kann. "Das geht mit der jetzigen nicht". Auch der LKM ist richtig happy, er möchte bevorzugt aber Marcel Dupré's Scherzo op. 16 zur Einweihung darbieten. Ja und dann, nicht zu vergessen, den Gemeindegesang endlich mit richtigen Bässen freizudröhnen.
Man vergaß nur die Statistik zu erwähnen, die von 6-8 älteren Damen zur Sonntagsmette im nächsten Jahr sprach. Im Übrigen ist es nicht das einzige Instrument, das neugebaut, beim ersten Konzert gerade mal eine knapp besetzte Bank an Zuhörern zählte.
Man vergleicht die Orgel immer wieder mit einem Auto. Das trifft höchstens bei den Positiven zu. Die Walckerschen A-Positive zum Beispiel, haben den gleichen Preis gehabt wie ein VW-Käfer. Orgeln, mit zwanzig oder mehr Register aber stellen einen gewaltigen Rohstoffaufwand dar, dessen Notwendigkeit sorgfältig geprüft werden sollte.
Ich bin mit allen einig, dass wir Orgelbauer viel Arbeit brauchen und auch leben müssen. Ob wir diesen gewaltigen Rohstoffaufwand betreiben müssen, das ist meiner Meinung nach die entscheidende Frage.
Unsere heutige Musikkultur, ohne Zweifel orientiert am Konsum, darf einfach nicht in diesem Punkte Kultur der Kirche werden. Kirche hat vor Konsum zu warnen und die Gefahren, die darin liegen aufzuzeichnen.
Völlig richtig ist es ,auf eine Orgel hin zu sparen, wenn kein adäquates Instrument zur Stelle ist und wenn die Gemeinde dieses Bedürfnis hegt, ohne, dass es ihr oktroiert worden ist. Und zweifellos ist es richtig eine gute Kirchenmusik mit einer guten Orgel zu krönen.
Die Schwierigkeiten beginnen dort, wo einige Wenige meinen, diese Orgel ist schlecht, andere meinen das nicht.
Bevor man alle Argumente abwägt, sollte man erstmal prüfen, ob wir nicht einen Fehler begehen könnten in Richtung Ressourcenverschleuderung. Dann erst sollte man den Sachverständigen kommen lassen, für den die Orgel aus den 60er in jedem Fall nichts mehr wert ist. Außer er ist ein Profi.
Wohlbemerkt: wir reden hier vom Orgeleinkaufen in Kirchen, die bereits eine vollwertige und funktionierende Kirchenorgel besitzen. Das letztere (die Funktion) allerdings schaffen heute selbst fantasielose Organisten schnell so um (z.B. durch 10 Jahre Wartungsfreiheit), dass aus jeder Orgel ein grauenhaftes Monster erwächst, die scheinbar nie richtig funktioniert haben konnte. (gwm)

Einladungen aus Quito/Equador und Kairo/Ägypten, werden unsere nächsten Reiseziele verursachen. So sind wir noch vor Weihnachten im Tal der Könige und vor Ostern gehts rauf auf die Anden um am Äquador Walcker-Orgeln zu warten. Ganz klar, dass wir die parallele Pyramidenstruktur der Mayas und Ägypter unter die Lupe nehmen werden.

Quo vadis Frau Merkel culturjensis?
Ein paar Fragen ans Kanzler- und ein paar ans Auswärtige Amt. Keine Angst, wir ziehen nicht den Leuten aus "Neues aus der Anstalt" die Wurst vom Brot. Im Gegensatz zum Bankertum sind wir Orgelbauer extrem bescheiden in Text und Anspruch. Also hier ein Frage, die mir seit Besuchen und Projektbearbeitungen in Australien, Südamerika, Afrika etc.immer neu geformt über den Weg läuft. Wieso werden seit Schwarzgelb plötzlich alle Kulturprojekte des AA nur noch um geschrumte 10mille herum taxiert? Jeder Organole weiß, dass Orgelprojekte in dieser Höhe gerade mal die technische Bearbeitungsphase fassen, mit Glück noch eine Hinreise und ein kräftiges Frühstück dazu. Aber eine Orgel zu restaurieren erfordert etwas mehr.
Es ist so, als würde man versuchen die Bayern LB mit lächerlichen 500 Millionen zu retten, wo doch vier oder 5 Milliarden nicht reichen. Man kann natürlich argumentieren, ja, da hängt eben viel dran. Aber "viel" ist kein Qualitätsmerkmal. Andererseits ist Deutschland das reichste Land der Welt, verdient klotzenhaft an der Dritten, und wenn der ganze Schaum verraucht ist, stehen dort nur noch ein paar armselige Kirchlein herum, in denen nicht funktionierende Walcker-Orgeln von der Empore glotzen. Die allerdings, im Gegensatz zu Daimler, Siemens oder Deutsche Bank, in diesen Ländern eine sinnliche Akzeptanz auf die Leute ausüben, und die ganz positiv zurück ins Ländle verweisen. Seine Wirtschaftskraft muss man in diesen Ländern nicht unter Beweis stellen, sondern die Säulen auf denen diese Kraft gewachsen ist. Und das ist nun allemal die Kultur gewesen.