Hans Henny Jahnn "Liebe ist Quatsch!"

zu Hans Henny Jahnns "Liebe ist Quatsch"

Es gibt Sie bereits, Briefe und Briefwechsel von Hans Henny Jahnn. So "Der Briefwechsel 1948-1959" herausgegeben von Jan Bürger zum Beispiel. Ein Vielschreiber wird hier vorgeführt, dessen Ansichten nicht jedermanns Sache sind.
Nun also "Liebe ist Quatsch, Briefe an Ellinor". Mit einem total verfehlten Titel, weil mit diesem Wort nicht Jahnn's Ansicht wiedergegeben wird. Ein Verlag, der so mit fehlerhaften Schlagworten die momentane Akzeptanz eines Autors weiter befeuern möchte, ist unglaubwürdig. Und wie die Süddeutsche völlig richtig bemerkt, gibt es ja auch Anmerkungen zu Jahnn, die sich fragend über seine Korrespondenz beugen. Im letzten Absatz ihres Artikels bemerkt die SZ treffend & kritisch:
Was also leistet diese Ausgabe für die Wahrnehmung Hans Henny Jahnns? Man staunt über seinen beschränkten, egozentrischen Blick, der wie manisch um alles Körperliche kreist. Man wundert sich, dass die Verbrechen des Nationalsozialismus nie zur Sprache kommen. Man fragt sich am Ende, ob es angesichts dieser Briefe, die bei Weitem nicht die literarische Kraft und Intelligenz der Korrespondenz mancher Zeitgenossen erreichen, nicht einer Relektüre des immer wieder als genialisch verehrten literarischen Werkes bedarf. Und man ahnt schließlich, dass diese Briefe einen Nukleus bergen, von dem aus Hans Henny Jahnns Leben und Werk trotz aller Vitalität und berserkerhaften Widerstandskraft zu verstehen sind: "Ich sehe immer wieder, niemand kann sich häuten. Alle sind unglücklich auf ihre Weise."