1683 Erlensee-Langendiebach

Disposition

I.Manual C-f'''=54
1 Bourdon 16
2 Principal 8
3 Flöte 8
4 Salicional 8
5 Viola di Gamba
6 Octave 4
7 Mixtur 3-4f
II Manual
8 Geigenprincipal 8
9 Gemshorn 8
10 Liebl. Gedackt 8
11 Aeoline 8
12 Traversflöte 4
13 Piccolo 2
Pedal C-f'=30
14 Subbass 16
15 Gedecktbass 16
16 Octavbass 8
17 Cello 8

diese Orgel ist original erhalten und wurde von Chr. Brückner entdeckt und uns mitgeteilt.
Aus diesem Grunde und seiner Originalität wegen, wollen wir sein Statement als großartigen Kommentar zur Orgelgeschichte hier zeigen. Auch die oben gezeigten Bilder stammen von Brückner.

63526 Erlensee-Langendiebach

Klingendes Gotteslob mit 1060 Pfeifen:
Brückner entdeckt Jubiläumsorgel von 1912.



Stolze 100 Jahre ist das romantische Kleinod in Langendiebach, die 1912 erbaute pneumatische Hängebalgladenorgel mit opus-Nr. 1683 der Firma E.F. Walcker, Ludwigsburg/Württemberg. Und sie klingt genauso gut wie Sie aussieht, so das Statement vom Orgelexperten Christoph Brückner.Wie er glaubhaft versichert, muss man solche Instrumente mögen, denn es gab ein eine schnellebige Modeerscheinung, wo alles Romantische verteufelt wurde. Glücklicherweise hat dieses Instrument die beiden Weltkriege und Bilderstürmer überdauert. Die Vorzüge liegen in der sensiblen Spielart und dem weichen Klangschmelz der einzelnen Register.Folgerichtig liegen die Stärken dieses Instrumentes imdezenten, charmanten, romantischen Klangideal, die Vergleiche mit penetranten Barockorgeln nicht zu scheuen brauchen. Diese Instrumente sind bewusst zurückhaltend. Ein Faible liegt in den dynamischen Streichern, um hier einige namentlich zu nennen: Aeoline, Salicional, Gambe, Cello.Natürlich gibt es auch ein Schwellwerk, ebenso Walze, desweiteren zwei Transmissionen samt Oktavkoppeln, die die Nuancen beträchtlich erweitern.Von romantischem dicken Brei kann keinesfalls die Rede sein, allenfalls würde es aus nicht adäquater Registrierung des Spielers resultieren.Einen exotischen Spaltklang kann man z.B. durch Bourdon 16´ und Piccolo 2´ (durch die Superoktavkoppel auch 1´ Wirkung) erzielen. Ansonsten überzeugt das Instrument mit Charme und Klangschmelz, man kann diese Wirkung nicht beschreiben, man muss diese persönlich erleben. Unbedingt zu nennen ist die Schwebung "Voix celeste" 8´ .Der Vollständigkeit halber hier die komplette Disposition, laut Befund des Verfassers: I. Manual / Hauptwerk : C-g´´´ : Bourdon 16´ Principal, Viola di Gamba, Salicional 8´ Octave 4´ Mixtur 3-4 fach II. Manual / Schwellwerk : C-g´´´ : Geigenprincipal, Lieblich Gedeckt, Aeoline, Voix celeste 8´, Traversflöte 4´, Piccolo 2´ Pedalwerk : C-f´ :Subbass 16´ Octavbass 8´, die weiteren Register sind Transmissionen: so ist Gedecktbass dem Bourdon 16´ und Cello der Viola di Gamba 8´ aus dem Hauptwerk entlehnt, insgesamt gibt es also 16 Register. mit den üblichen Normalkoppeln als zusätzliche Rafinesse und Klangmultiplikatoren:
Sub II-I, Super II-I (ausgebaut in 8´ + 4´ Lage, Ausnahme : nicht beim 2´) . Auch der Kalkantentritt ist im Falle des Falles (nämlich Stromausfall) noch voll funktionsfähig. Eine letzte Würdigung zum neogotischen Prospekt: dieser stammt vom Vorgängerinstrument (1845 Ratzmann/Gelnhausen mit deutlichen Spuren des früheren Spielschrankes statt dem jetzigen freistehenden Spieltisch). Walcker hat diesen 1912 genial seitlich minimal erweitert. Die Bedeutung dieser Orgel liegt nicht nur im Denkmalwert, sie ist vielmehr aufgrund ihres guten Zustandes eine Bereicherung der seltener gewordenen romantischen Orgellandschaft. Der Verfasser ist sich sicher, dass das Instrument weiteren Modetrends standhalten wird und auch zuverlässig Dienste in den nächsten Generationen leisten wird.



Christoph Brueckner
music & more - freier Komponist & Organist
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